Pfingsten ohne Pfingstausflug? Das konnte ich mir nur schwer vorstellen. Wetterbedingt fiel meine Wahl auf den Samstag als Ausflugstag. Über mein Ausflugsziel habe ich länger nachgedacht. Einerseits wollte ich nicht zu lange in Bus oder Bahn sitzen, andererseits wollte ich gerne einen Ort besuchen, den ich noch nicht kannte. Nach längerem Überlegen und Lesen fiel meine Wahl auf Rheine. Der Vorteil: es gibt eine direkte Bahnverbindung ohne Umsteigen von Wuppertal nach Rheine (und zurück). Der Ort ist normalerweise vom Hauptbahnhof Wuppertal aus in circa 2 Stunden zu erreichen. Es gibt schöne (und historische) Gebäude, ein Kloster (Bentlage) und eine Saline sowie einen schönen Weg entlang der Ems.
Ich wollte am Samstag den Zug um 8.56 Uhr nehmen. Ich war rechtzeitig am Bahnhof, der Zug jedoch nicht. Für mich war das nicht schlimm, für Menschen, die unterwegs umsteigen wollten, war das natürlich anders. Eine Frau fragte mich in englischer Sprache nach dem Zug. Sie kam mit der Anzeigentafel nicht zurecht – auf ihrem Ausdruck stand nämlich nicht „RE 7“ sondern eine andere Nummer. Das macht es für Menschen, die sich nicht/nicht gut auskennen oder die Sprache nicht sprechen, schwieriger. Ich habe ihr geraten, den DB Navigator auf ihrem Handy zu installieren (hat sie gemacht!) und sie dann bei den ersten Versuchen der App-Nutzung „begleitet“. Zwischenzeitlich war der Zug dann auch eingetroffen. Bis Hagen mußte ich stehen, dann konnte ich mich setzen und lesen (Bahnzeit ist für mich immer eine gute Lesezeit). Nach und nach wurde die Verspätung größer, am Ende war es in Rheine ungefähr eine halbe Stunde (meine Mitreisende wollte mit dem 9-Euro-Ticket nach Hamburg – schon in Münster war es auf den Bahnhöfen extrem voll, ob sie es wohl geschafft hat?).
In Rheine hatte das Tourismus-Büro gegenüber vom Hauptbahnhof auf und ich habe mich mit Infomaterial (Stadtplan, Sehenswürdigkeiten und so weiter) versorgt. Rheine hat eine schöne Innenstadt – mit einigen sehr schönen alten Häusern, einer alten Kirche mit wunderbarer Weinlaub-Decken-Bemalung, einem netten Marktplatz und natürlich entlang der Ems das Kloster Bentlage (wo auch die Europäische Märchengesellschaft ihren Sitz hat) mit dem eigentlichen Kloster und der Saline Gottesgabe. Ich habe mir zunächst das Städtchen und die Kirche angeschaut und bin dann entlang der Ems Richtung Bentlage geschlendert. Erst zur Saline (mit vielen historischen Gebäuden und Informationen zur Salzgewinnung) und dann zum Kloster. Ich hätte sowohl in Rheine selbst als auch im Kloster Bentlage kostenlos ins Museum gehen können, aber gestern wollte ich eher draußen flanieren und sitzen, um das schöne Wetter zu genießen. Am Ende meines Ausflugs habe ich mir noch ein paar historische Gebäude in Rheine selbst angeschaut (das Infoblatt mit den Sehenswürdigkeiten und dem Stadtplanausschnitt fand ich toll).
Zwischendurch hatte ich wegen meiner Rückfahrt in die App geschaut. Der Zug, der von Rheine aus nach Wuppertal fahren sollte, hatte am Nachmittag auf der Fahrt von Wuppertal nach Rheine schon mehr als eine Stunde Verspätung. Ich bin also langsam zum Bahnhof geschlendert und habe (ganz zufällig) einen Zug nach Münster Hauptbahnhof „gesehen“, der ein paar Minuten später fahren sollte. Diesen Zug habe ich genommen und zu meinem Glück hatte ich in Münster sofort Anschluß an „meinen“ Zug nach Wuppertal – der Zug fuhr wegen der Verspätung nicht bis Rheine durch, sondern (durch die Verkürzung wieder pünktlich) direkt von Münster. Der Zug war nicht voll, kaum jemand mußte stehen und ich hatte von Münster an einen Sitzplatz. Dass der Zug wiederum mit über 30 Minuten Verspätung in Wuppertal ankam war für mich nicht schlimm, für Menschen, die noch umsteigen mußten, sah das anders aus.
Was mich die Fahrt gekostet hätte? Gute Frage. Im Nahverkehr kann ich ja bis zum Ende des VRR mit dem Ticket 2000 fahren. Das Schöne-Reise-Ticket hätte mich wohl für eine Strecke 17,20 Euro gekostet, ein Ticket mit IC-Nutzung und Bahncard 50 wäre etwas günstiger….. Und nein, vermutlich hätte ich diesen Ausflug dann nicht gemacht.
Fun Fact: ich habe zwei interessante Gespräche „verfolgt“. Beim Mittagessen sprachen zwei Frauen am Nachbartisch der Terrasse über Einsamkeit. Spannend, dass dieses Thema auch andere Menschen so sehr beschäftigt und wie viel Leid dieses Thema zum Teil mit sich bringt. Im Zug von Rheine nach Münster saßen viele russischsprachige Menschen, unter anderem eine Frau und ein Mann hinter mir. Sie lernte offensichtlich sehr fleißig Deutsch und regte sich über die Unterschiede in der deutschen Sprache zu „Ich arbeite als…..“ und „Ich bin ….“ auf. Ich fand es faszinierend, dass ich den größeren Teil ihres Gesprächs und ihres Wechsels zwischen der deutschen und der russischen Sprache verfolgen konnte (ich hätte aber nicht antworten können).