Für viele Menschen gehört der Kaffee zu den täglichen Ritualen – wobei Ritual oft nicht der richtige Begriff ist, da das Ritual für mich etwas „Besonderes“ hat, das tägliche Kaffeetrinken gehört nicht unbedingt dazu. Ohnehin trinke ich meistens eher Tee. Wenn ich – was selten ist – einmal Kaffee trinke, dann muß es ein besonderer Moment oder ein besonderer Genuß sein. Ein guter Milchkaffee, ein Kaffee auf der Terrasse eines schönen Restaurants – all das genieße ich dann. In einem Buch habe ich vor einigen Jahren eine interessante Unterscheidung zwischen den Kaffeetrinkern und den Teetrinkern gefunden: Für Kaffeetrinker ist Zeit ein Pfeil, der Moment kehrt nie zurück. Für Teetrinker ist Zeit ein Kreis – alles wiederholt sich irgendwann und deshalb gibt es auch keine verpaßten Gelegenheiten. Unter uns: das sich etwas wiederholt, kann auch etwas von einem „Fluch“ haben. Aber trotzdem: ich mag den Gedanken und bin tatsächlich auch in dieser Hinsicht Teetrinkerin!
Übrigens habe ich darüber im Jahr 2013 auch einen kleinen Adventskalenderbeitrag geschrieben.
Tatsächlich sind manche der Geschichten, die sich um den Kaffee ranken, viel spannender und dramatischer als Geschichten, die mit Tee zu tun haben. Ich denke da zum Beispiel an das Buch „Der Kaffeedieb“ von Tom Hillenbrand. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich es gelesen habe – aber ich fand es spannend. Hier kann man die ersten Seiten dieses Buches lesen.
Was ich tatsächlich auch spannend finde – wie unterschiedlich die regionalen Gebräuche rund um das Kaffeetrinken sind. Es gibt auf der Welt unzählige Rituale und Zubereitungsarten. Angefangen mit Äthiopien, über den arabischen Kaffee – den ich beim Beitrag zu Kardamom schon erwähnt habe – bis hin zum französischen Café au lait in der großen Tasse. Immer wieder anders, immer wieder besonders.
Theoretisch könnte man einen eigenen Kaffeebaum auch zuhause heranziehen – sogar bis zur eigenen Ernte. Eine Anleitung dazu gibt es hier – für mich klingt das aber schon nach einigen Anforderungen, die ich vermutlich nicht oder zumindest nicht regelmäßig genug erfüllen würde. Da überlasse ich lieber anderen Menschen die Kaffeezucht und kümmere ich eher um das Genießen des Kaffees als Getränk, Gebäck oder in einer literarischen Form.
Gerade habe ich noch entdeckt, dass sich das deutsche Wort „Kaffee“ vom arabischen „Kahwe“ oder „Qahwa“ ableitet, was so viel wie Lebenskraft oder Stärke bedeutet. Eine schöne Bedeutung und gleichzeitig auch eine sehr interessante Seite über die Geschichte des Kaffees. Eine andere Geschichte erzählt Laia RiCa in ihrer Performance „Kaffee mit Zucker“ – auf ihrer Webseite kann man den Trailer zum Stück sehen. Geschichten wie „Der Kaffeetopf des Riesen“ oder „Fliedermüttcherchen“ (in dem auch Kaffeebohnen vorkommen) bringen wieder eine andere Seite dazu. Kaffee ist halt – trotz seiner Alltäglichkeit – sehr vielfältig.
Damit wünsche ich Euch einen guten Abend!