3. Dezember – die drei

Die drei ist die Zahl des Dreiecks und damit bekommt sie erst einmal einen leicht negativen Anklang. Wer denkt bei Dreieck nicht schnell an ein Dreiecksverhältnis, der ein oder andere denkt vielleicht sogar an das Dramadreieck. Das Fragezeichen, das sich für manche mit diesem Begriff verbinden mag, erinnert mich an meine Kindheit und die damals sehr beliebten „Die drei ???“. Lang ist das her – aber die Fragezeichen (nicht notwendigerweise in dieser Anzahl) haben mich begleitet und sie gehören auch zum Dramadreieck – denn mit guten Fragen, können wir selbst mehr über uns und unser Verhalten beziehungsweise unsere Rollen in Konflikten lernen. Zu den guten Fragen gehört aber auch das Nachdenken über die „bedrängende“ Seite jeder Frage. Aron Ronald Bodenheimer hat sich mit dieser Frage in seinem Buch „Warum? Von der Obszönität des Fragens“ ausführlich beschäftigt. Ein sehr interessantes Buch – auch wenn ich trotzdem immer noch sehr gerne Fragen stelle.

Fragen sind für mich ein Zeichen einer positiven Neugier, einem Interesse an anderen Menschen und an anderen – neuen – Themen. Neugierig war sicherlich auch Marie Curie, die 1903 zusammen mit ihrem Mann den halben Nobelpreis für Physik erhielt. Philip Blom greift die Geschichte ihres Lebens und ihrer Arbeit in seinem Buch „Der taumelnde Kontinent“ im Kapitel über das Jahr 1903 auf. Er schildert in diesem Kapitel aber auch, wie menschliche Erfahrungen und die Wissenschaft, die diese Erfahrungen hinterfragte, gerade zu jener Zeit aufeinanderprallten. Ein Buch, das ich nach und nach – also Jahr für Jahr – lese. Mir liefert es spannende Einsichten in eine Zeit, die sonst außerhalb der großen und wichtigen geschichtlichen Ereignisse, kaum angesprochen wird. Das, was Blom im Kapitel über das Jahr 1903 schreibt, könnten wir zu einem guten Teil auch über unsere Erfahrungen mit dem Thema Digitalisierung schreiben.

Der Blick in die Vergangenheit verbindet das Buch von Blom mit meinem „Allzeit-Lieblings-Weihnachtsklassiker“ – dem „Weihnachtslied“ von Charles Dickens. Ebenezer Scrooge wird in der Weihnachtsnacht von drei Geistern besucht – dem Geist der vergangenen Weihnachten, dem Geist des gegenwärtigen Weihnachtsfestes und dem Geist der zukünftigen Weihnacht. Eine wunderschöne Geschichte und fast könnte es für die Zahl drei nicht besser werden.

Fast, wenn da nicht noch die „Drei Prinzen von Serendip“ wären, die dem Prinzip der „serendipity“ Ihren Namen gegeben haben. Eli Pariser thematisiert die Bedeutung dieser Zufallsfunde im dritten Kapitel seines Buches „The Filter Bubble“. Allerdings merkt er auch kritisch an, daß die Beschränkung auf die persönliche Relevanz und die Filterblase Zufallsfunde merklich einschränkt. Nur dann, wenn wir überhaupt noch auf Zufallsfunde, skurrile Informationen und Kombinationen und verstörende Fragestellungen treffen, können wir uns entwickeln und uns mit anderen Themen und Meinungen auseinandersetzen. Deswegen schlägt Pariser in Kapitel acht sogar einen „Serendipity-Preis“ für Systeme vor, die es am besten schaffen, die Aufmerksamkeit der Leser mit neuen Themen und Ideen zu fesseln. Ein schöner Gedanke, der mich den Eintrag zur Zahl „drei“ versöhnlich abschließen läßt.

Ich wünsche Euch/Ihnen einen schönen dritten Dezember.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert