6. Dezember – Apfel

Ich war gestern kurz unentschlossen, ob ich die Zitrone oder den Apfel nehme. Ich habe mich dann für die Zitrone entschieden, weil ich dachte, dass das „schneller“ geht. Und irgendwie stimmt das auch, aber der Unterschied ist nicht groß. Ich habe viel über die Zitrone gefunden und heute noch viel mehr über den Apfel. Wo fange ich also an? Am Anfang.

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ lautet ein sehr bekannter Anfang, es ist der Anfang der Bibel. Schon im nächsten Kapitel werden Mann und Frau erschaffen, noch ein Kapitel weiter und die Schlange hat ihren Auftritt. Wenn Menschen heute über diese Geschichte sprechen, dann denken sie an einen Apfel und einen Apfelbaum. Interessanterweise steht in der Bibel an keiner Stelle, dass es ein Apfelbaum war. Dort ist nur vom „Baum der Erkenntnis“ und der „verbotenen Frucht“ die Sprache. Letztlich hat wohl eher ein Wortspiel oder ein Fehler dazu geführt, dass wir beim „Sündenfall“ an einen Apfel denken. Böse bzw. schlecht heißt auf Latein „malus“, der Apfel malum, der Apfelbaum malus. Adam und Eva haben jedenfalls nicht in einen Apfel gebissen.

Noch skurriler ist allerdings, dass der Anfang nicht der Anfang war. Adam und Eva tauchen nicht erst in der Bibel auf, sondern schon 800 Jahre früher. Auf ugaritischen Tontafeln aus dem 13. Jahrhundert vor Christus wird eine ganz andere Geschichte erzählt. Nämlich die vom bösen Gott Horon, der aufgrund seiner Machenschaften vom Berg der Götter geworfen wird. Aus Rache verwandelt er sich in eine Schlange und vergiftet den Baum des Lebens. Adam, ein anderer Gott, soll Horon besiegen. Adam scheitert jedoch – er wird sogar von Horon gebissen. Das führt dazu, dass Adam sich in einen sterblichen Menschen verwandelt. Immerhin bekommt er eine Frau (Eva) an seine Seite. Kein Apfel, kein Fehler von Eva. Spannend, oder?

Aber den Zankapfel, den gibt es. Also im übertragenen Sinne. Drei schöne Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite streiten sich um einen goldenen Apfel. Auf dem Apfel steht nämlich, dass die Schönste ihn bekommen soll. Natürlich denkt jede von ihnen, dass sie die schönste sei. Der arme Paris muß entscheiden und gibt Aphrodite den Apfel. Die anderen beiden Göttinnen sind erzürnt und schwören Rache. Das führt dann – so die Legende – zum Trojanischen Krieg. Ein wahrer Zankapfel also.

Hat der Zankapfel etwas mit dem Reichsapfel zu tun? Vermutlich nicht, er soll aber ein Symbol für den weltlichen Herrscher sein. Das erinnert mich an die Komödie „The Apple Cart“ (deutscher Titel: Der Kaiser von Amerika) von George Bernard Shaw. In der Komödie geht es um einen interessanten „Wettstreit“ zwischen einem gewählten Politiker und einem Monarchen mit dem Ziel die Öffentlichkeit zu beeinflussen. Tatsächlich habe ich schon vor fast 40 Jahren ein Büchlein mit diesem Stück gekauft, es aber bis vorhin nicht gelesen. Ein großer Fehler, denn das Thema hört sich sehr aktuell an!

Aber zurück in die Geschichte: was wäre Isaac Newton ohne Apfel? Oder Wilhelm Tell? Interessanterweise taucht der sogenannte „Apfelschuss“ nicht erst bei Tell auf, sondern schon in den Gesta Danorum als Harald Blauzahn (ja, nach ihm wurde „Bluetooth“ benannt) Toko zu einem Apfelschuß herausforderte.

Beim „Apfelschuss“ haben alle überlebt. Wenn es nicht so gewesen wäre, dann hätte der Apfel trotzdem gut gepaßt, denn für die Kelten führte der Apfel ins Paradies. Der Ort „Avalon“ aus der Artus-Sage ist im Prinzip das Apfelland.
Und er (der Apfel) bringt auch noch Glück!

Ich selber bin mit einem Apfelbaum aufgewachsen. Meine Mutter hat ein kleines Bäumchen hinten im Garten gepflanzt, das aber die ersten Jahre keine Äpfel trug. Nach sieben Jahren war es dann soweit und wir konnten Jahr für Jahr Äpfel ernten. Das führte natürlich auch dazu, dass ich immer nach interessanten Apfelrezepten gesucht habe. Besonders gerne mag ich die scharfe Apfelsuppe – wobei ich den Paprika nicht erst am Schluß dazu gebe, sondern mitkoche und mitpüriere. Das ergibt dann auch eine schöne Farbe!

Es gäbe noch sehr viel zu erzählen, aber für heute muß es erst einmal reichen. Jetzt wünsche ich Euch einen schönen Abend und allzeit viele leckere Äpfel!

Links zum Weiterlesen:
https://gbv1897.de/wp-content/uploads/2018/08/Apfel_-_Mythologie_und_Symbolik.pdf
https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/wissenstransfer/dateien/w73_kunst-und_kulturgeschichtliche_aspekte_zum_apfel_bf_gesch.pdf
https://www.alimentarium.org/de/fact-sheet/apfel-symbol-von-schoenheit-und-zwist
https://www.br.de/themen/ratgeber/inhalt/garten/apfel-aepfel-kulturgeschichte-des-apfels-100.html
http://ernaehrungsdenkwerkstatt.de/fileadmin/user_upload/EDWText/TextElemente/Philatelie/ARGE_LANDWIRTSCHAFT/apfelgeschichten_buch_99a__Klaus_Henseler.pdf
https://www.zobodat.at/pdf/Gruene-Reihe-Lebensministerium_7_0023-0040.pdf
https://www.ortsmuseum-marthalen.ch/wp-content/uploads/2023/07/Apfel-in-der-Mythologie-Script.pdf

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