Eigentlich wollte ich heute erst einen anderen Baum vorstellen. Aber dann habe ich mich – sehr spontan – für die Zitrone entschieden. Vielleicht auch, weil ich mit einem großen und schönen Garten in Menton ein paar sehr schöne Erinnerungen verbinde. Dort gab es wunderschöne Zitronenbäume und es war die letzte Reise, die ich zusammen mit meiner Mutter unternommen habe. Eigentlich sind wir nach San Remo gefahren – auch dort gibt es schöne Zitronenbäume – aber Menton war schon besonders. Natürlich habe ich aus Menton auch ein Kochbuch mitgebracht. Aber ich weiß gerade nicht einmal, ob dort auch Rezepte mit Zitronen enthalten sind…… (inzwischen habe ich das Büchlein gefunden und ja, es sind natürlich Zitronen- aber auch Orangenrezepte enthalten). Dieses Rezept (nicht aus meinem Kochbuch) finde ich übrigens ziemlich interessant.
Wenig überraschend ist auch der Zitronenbaum ein sehr alter Baum. Schon vor 3200 Jahren gab es auf Zypern Zitronen – zumindest fand man dort die ältesten europäischen Zitronenkerne. Von dort aus erreichte die Zitrone auch Italien, Funde in Pompeji aus dem 2. und 3. Jahrhundert vor Chr. bestätigen dies. Dabei gibt es sogar die spannende These, dass die Zitrone – die als „Etrog“ (Jemen-Zitrone) im jüdischen Laubhüttenfest eine feste Rolle spielt, für die Ankunft der Zitrone im Mittelmeerraum eine wichtige Rolle spielte. Aber nicht nur beim jüdischen Laubhüttenfest spielen Zitronen eine Rolle, in vielen Gegenden wurden sie auch eingesetzt, wenn es um Tod und Beerdigung ging. So hieß es, dass man mit Rosmarin und Zitrone Dämonen vertreiben kann, im Bergischen Land wurden den Sargträgern Zitronen ausgehändigt – vermutlich wohl ursprünglich, um den Leichengeruch zu verdecken. Mancherorts wurden Zitronen auch als Grabbeigabe verwendet (beispielhaft kann man dies in hier nachlesen), auch für Halle an der Saale trifft dies zu und die sogenannten „Vorweggeher“ trugen dort einen Palmwedel und eine Zitrone. Mehr zum Grabgeleit der sogenannten Halloren kann man hier nachlesen. Die Zitrone spielte aber auch bei der Eheschließung eine Rolle. Als Symbol für Reinheit, Treue und Zuneigung. In manchen Orten führte daher der Pfarrer den Hochzeitszug mit einer Zitrone in der Hand an. Spannend, dass es zum Brauchtum mit Zitronen sogar eine eigene Ausstellung gab. Es lohnt sich, in den Bildern zu stöbern…… 1965 erschien sogar ein Buch mit dem Titel Vom Brauchtum mit der Zitrone!
Ich glaube, ich habe die Zitrone völlig unterschätzt! Die Ausstellung zum Brauchtum mit Zitronen hätte ich wirklich gerne gesehen, immerhin habe ich die Ausstellung „Zitrusmanie“ (die man auch digital „besuchen“ kann) in Düsseldorf gesehen.
Mit Goethe könnte ich jetzt natürlich fragen „Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn“ (ja, das kannte ich wenigstens!), interessanter finde ich aber das Grimmsche Märchen „Hans Dumm“ – eine spannende Art einen Vater für ein uneheliches Kind zu finden. Ein Märchen „Die drei Zitronen“ gibt es aber auch noch.
Ich werde jetzt gleich ein frisch gebackenes Zitronenplätzchen probieren und darüber nachdenken, welchen Baum ich für morgen aussuche. Euch wünsche ich einen schönen und lustigen Abend.