Kann ein kurzer Roman, der nur aus einem Briefwechsel besteht, spannend sein? Ja, das kann er – und wie! Das beweist der Roman „Adressat unbekannt“ von Kathrine Kressmann Taylor.
Der Deutsche Martin und der jüdische Amerikaner Max betreiben gemeinsam eine Kunstgalerie in San Francisco. 1932 entscheidet sich Martin, mit seiner Familie nach Deutschland zurückzukehren. Max und Martin schreiben sich nun. Die ersten Briefe sind Zeichen einer großen Freundschaft, denen weder die räumliche Distanz noch die unterschiedliche „Umgebung“ etwas anhaben kann. Doch der Ton ändert sich merklich. Als Max sich wegen seiner kleinen Schwester Grete, die in Deutschland Theater spielt, hilfesuchend an Martin wendet, erlebt er eine große Enttäuschung und Martin letztendlich eine große Überraschung.
In wenigen Briefen schildert die Autorin die Veränderungen der damaligen Zeit und gleichzeitig die Möglichkeiten, die der Einzelne – trotzdem – ergreifen kann. Kein „gutes“ Ende für die Beteiligten, aber definitiv ein gutes Buch!