Es ist eine lustige Anekdote aus dem Jahr 2013, die untrennbar zu dieser Frage meiner Mutter gehört. Irgendwann nachdem meine Mutter die erste Behandlungsrunde erfolgreich abgeschlossen hatte, waren wir zusammen in Dortmund. Wir wollten gemeinsam nach einem schwarzen Hosenanzug für mich suchen. In einem größeren Geschäft flanierten wir durch die Abteilung und schauten uns die Auswahl sehr intensiv an. Eine Verkäuferin eilte herbei und wollte wissen, was wir suchen. „Einen schwarzen Hosenanzug für mich“ sagte ich, „zu welchem Anlaß“ fragte die Verkäuferin, „zu meiner Beerdigung“ antwortete meine Mutter trocken und wahrheitsgemäß. Die Verkäuferin mußte sehr schwer schlucken und wir haben uns noch Stunden später im Café bei Kaffee und Kuchen über diese Situation amüsiert.
Im Oktober 2018 ging es dann ernsthaft darum, nach einem schwarzen Hosenanzug zu schauen. Gemeinsam haben wir zwei Geschäfte in Wuppertal besucht, leider erfolglos und für Fahrten in andere Städte war meine Mutter schon zu schwach. Ich habe also alleine in den umliegenden Städten gesucht, aber erfolglos. Mal war der Hosenanzug zu eng und ich fühlte mich wie ein Würstchen in der Pelle, mal gefiel mir der Stoff nicht (ich wollte keine Kunstfaser). Irgendwann habe ich dann beschlossen, daß ich eine bereits vorhandene schwarze Hose nehme und mir nur noch schwarze Pullover/Strickjacken besorge. Die Idee gefiel meiner Mutter und nach einem Workshop in Köln habe ich also eingekauft und alles am Abend meiner Mutter vorgeführt. Es war ein schönes Gefühl, daß sie das noch gesehen hat und für mich bedeutete es viel weniger Zeitdruck, daß ich das schon zuhause hatte.
Ich habe von meiner Mutter aber (trotzdem) den „Auftrag“ bekommen, mit irgendwann einen schönen schwarzen Hosenanzug zu kaufen!