Die Aprikose ist – wenn man ihren wissenschaftlichen Namen ernst nimmt – eine armenische Pflaume. Daran ist manches bemerkenswert. Die Aprikose ist eines von Armeniens Nationalsymbolen. Wie sie nach Armenien kam? Noah ist schuld. Nach einer Erzählung strandete die Arche auf dem Berg Ararat und Noah verließ die Arche. Dabei hat er beim Abstieg ins Tal – wohl versehentlich – Aprikosensamen fallen lassen. Der Aprikosenbaum wollte Noah auf sich aufmerksam machen, um nicht vergessen zu werden und hat deswegen erst einmal Blüten entwickelt, bevor er Blätter bekam. Noah sah den Aprikosenbaum und beschloss aber, den Baum dort stehen zu lassen. Jedes Jahr blühte nun der Aprikosenbaum auf dem Berg Ararat. Viele Jahre später – als König Torgom herrschte – sollte es auf dem Ararat Schnee geben. Da beschloß der König die Samen des Aprikosenbaums im ganzen Land zu verteilen. Auf diese Weise rettete König Torgom den Aprikosenbaum vor dem Aussterben und verwandelte Armenien in ein Aprikosenland.
Wissenschaftlich betrachtet kommen wohl eher China oder Indien als Ursprungsländer der Aprikose in Betracht. Eine Webseite vermutet sogar, dass die Bezeichnung als „armenische Pflaume“ einfach nur ein Irrtum ist. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sicher ist jedoch, dass Alexander der Große die Aprikose nach Europa mitbrachte.
Sicher ist auch, dass die Aprikose mehrere unterschiedliche „Namen“ hat. In Österreich und da natürlich vor allem in der Wachau wird sie als Marille bezeichnet. In Deutschland eher als Aprikose. Interessant fand ich den Erklärungsversuch einer Schweizer Seite – hinter der Aprikose steckt eine sprachliche Abwandlung des Begriffs für „frühreifer Pfirsich“ beziehungsweise „die Frühreife“, während hinter der Marille eine Abwandlung des Begriffs „die Armenische“ steckt. Die Wortgeschichte ist sehr spannend und abenteuerlich!
Wirklich überrascht hat mich, dass die Aprikose es sogar in Kinderreime und Gedichte geschafft hat. Der Reim „Ringel, Rangel, Rose – schöne Aprikose“ war mir jedenfalls unbekannt, auch das Traumliedchen von Christian Morgenstern mit den Zeilen „Der eine, der trägt Rosen, der andre Aprikosen!“ kannt ich nicht (Seite 10 in diesem PDF) und das Gedicht „The consolation of apricots“ von Diane Ackerman finde ich auch sehr ansprechend.
Gleichzeitig gibt es ziemlich viele Bücher, die irgendwie im Titel mit Aprikosen zu tun haben. Krimis wie „Tödliche Marillenzeit“ oder „Der Marillenknödelmord„, anrührende Geschichten wie „Tomorrow there will be apricots“ (das übrigens eine sehr schöne kulinarische Sprache hat – ich lese das Buch gerade) und literarische Raritäten wie „Der Geschmack von Aprikoseneis“ – einem Buch, das in 1000 Tweets von einer Reise in das Herkunftsland des Autors erzählt. Eine Leseprobe zum Buch gibt es übrigens hier.
Morgen werde ich wahrscheinlich Plätzchen mit getrockneten Aprikosen backen – ein neues Rezept, das gut klang. Getrocknete Aprikosen gehören für mich tatsächlich zur Weihnachtszeit – sie waren immer auf meinem bunten Teller. Dieses Jahr werden sie dann zusätzlich auch noch in den Plätzchen da sein und mich an sonnige Zeiten denken lassen. Nicht umsonst werden Aprikosen in Persien als „Eier der Sonne“ bezeichnet, von persischen Dichtern wurden sie sogar als „Samen der Sonne“ bezeichnet. Eine sehr schöne Bezeichnung!
Mit diesen poetischen Gedanken wünsche ich Euch einen schönen Abend und morgen einen sonnigen und schönen Tag.