Die 354.
Eine Zahl, die schon lange etwas mit dem Jahresverlauf zu tun hat.
354 Tage hat ein Mondjahr – 12 Monate zu jeweils 29 oder 30 Tagen, der Zeit zwischen zwei Neumonden. Schon in Mesopotamien wurde dieser Mondkalender genutzt. Allerdings hat der Mondkalender den „Nachteil“, dass er nicht zum Sonnenjahr paßt. Würde man also nur den Mondkalender anwenden, dann passen die Monate nicht zu den Jahreszeiten. Im islamischen Kalender bewegen sich daher die Feste wie zum Beispiel der Ramadan in 34 Jahren einmal rückwärts durch den Sonnenkalender. Will man das verhindern, so muß man anders vorgehen – früher gab es zum Beispiel einen Schaltmonat, heute haben wir das Schaltjahr mit einem Tag mehr, um diese Abweichnung auszugleichen. Die Grundlage dieser Regelung wurde übrigens schon im Jahr 45 vor Christus mit dem julianischen Kalender eingeführt, später wurde sie mit einer Kalenderreform (im Jahr 1582) verfeinert und korrigiert.
Im Jahr 354 wird Augustinus im heutigen Algerien geboren. Er wird ein bedeutender römischer Bischof und Kirchenlehrer. Allerdings studiert er zunächst einmal Rhetorik, geht eine langjährige Beziehung mit einer Frau ein, wird Vater und geht als Rhetoriklehrer nach Mailand. Er liebt die Philosophie, insbesondere Cicero – der Bibel und dem christlichen Glauben steht er ablehnend gegenüber. Das ändert sich im Jahr 386. In einer persönlichen Krise gibt er seinen bisherigen Beruf auf und wendet sich völlig dem Christentum zu. Konkret soll er sich weinend unter einen Feigenbaum gelegt und zu Gott gesprochen habe, eine Kinderstimme befahl ihm zu lesen (natürlich bezog er das auf die Bibel) und so begann seine kirchliche Karriere. In der orthodoxen Kirche ist Augustinus unbekannt, die römische Kirche Europas (also des Abendlandes) hat er entscheidend geprägt (Fegefeuer, Hölle und Erbsünde sind nur drei Stichworte). Wobei ich es faszinierend finde, dass er Elemente der antiken Philosophie – zum Beispiel von Platon – in sein Verständnis und seine Philosophie integrierte.
Wenig erstaunlich, dass es natürlich auch Bücher zu Augustin gibt, zum Beispiel hier.
Augustinus war ein fleißiger Autor. Seine Werke haben – praktisch bis zur Reformationszeit – das Leben in Europa geprägt. Aber ob er auch Briefe geschrieben hat? J.R.R. Tolkien war jedenfalls ein fleißiger Briefschreiber. Deswegen gibt es ein Buch mit 354 Briefen, Briefauszügen oder Briefentwürfen von ihm. Manchmal sind solche Briefe ja spannender als das eigentliche Werk, weil man einen ganz anderen Einblick in das (private) Leben des Autors bekommen kann.
Ob Tolkien gerne getanzt hat? Bei Augustinus bin ich mir relativ sicher, dass er solche Vergnügungen nicht begrüßt hätte. Johann Strauss hat mit dem Konzertwalzer Wiener Blut, op. 354, jedenfalls ein sehr bekanntes und vor Lebensfreude sprühendes Werk geschaffen!
Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen Abend voller Lebensfreude!