253

Die 253.

Die Alamannen zerstören das heute als „Kastell Weißenburg“ bekannte römische Kastell. Es sind Limeseinbrüche dieser Art, die schließlich auch dazu führen, dass die Römer im Bereich von Rhein und Donau den Limes verlassen – dies wird als Limesfall bezeichnet. Ich habe mir erst dieses Jahr (an einer anderen Stelle) den Limes und das damit verbundene Konzept „angeschaut“ – hochspannend!

Am 23. Dezember 253 stirbt die frühchristliche Märtyerin Victoria von Rom. Ich finde es faszinierend, dass man einerseits genau weiß, wann sie gestorben ist und dies auch konkret mit der Christenverfolgung in Verbindung bringt, es aber mehrere völlig voneinander abweichende Geschichten gibt. Wurde sie nun von ihrem Ehemann wegen ihres christlichen Glaubens angezeigt und dann enthauptet oder wurde sie im Amphitheater von einem Stier zerrissen? Oder ist die Geschichte noch ganz anders? Irgendwie spielt jedenfalls Eugenius eine Rolle – als (potentieller) Bräutigam, Ehemann oder abgewiesener Verehrer.

Ob Victoria sich manchmal gewünscht hat, Eugenius nie begegnet zu sein? Es ist ein interessanter Gedanke, den ich durchaus auch schon gelegentlich hatte. Mein Leben wäre sicherlich anders verlaufen (und ja, vermutlich besser), wenn ich einigen Menschen nicht begegnet wäre. Genau mit diesen Gedanken spielt auch der Roman 253 von Geoff Ryman. 252 Passagiere und ein Fahrer sind in der U-Bahn. 253 Leben, die sich in der U-Bahn in diesem Moment „begegnen“. Eine spannende Idee und ein Buch, dass ich definitiv lesen muß. Einfach weil die Geschichte so skurril klingt!

Es gibt einen Mehlsack mit 253 Stufen. Nein, das ist kein Tipp- oder Recherchefehler. Der Mehlsack ist ein mittelalterlicher Turm in Ravensburg, der aufgrund seiner weißen Farbe wohl schon seit dem 16. Jahrhundert als Mehlsack bezeichnet wird. 253 Stufen führen nach oben!

Und weil das so gut zum „Mehlsack“ paßt – natürlich gibt es auch ein Buch mit 253 Rezepten – in diesem Fall mit liebevollen Rezepten von Oberwalliser Bäuerinnen.

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen Abend mit guten Begegnungen und schönen Gedanken.

252

Die 252.

Beginnen wir mit Cyprian. Cyprian war der Bischof von Karthago (dem römischen Karthago) als im Jahr 250 eine rätselhafte Krankheit ausbrach, die sich anscheinend rasch verbreitete und zu vielen Toten führte. Cyprian war ein Zeitzeuge und schrieb in seinem Werk „Über die Sterblichkeit“ (De Mortalitate) über diese Krankheit. Und weil zumindest am Anfang nur er über diese rätselhafte Krankheit schrieb, wird diese Krankheit heute nach ihm die „cyprianische Pest“ genannt (ähnlich kam übrigens die „spanische Grippe“ auch zu ihrem „Namen“ – Laura Spinney hat das im Buch 1918 wunderbar erzählt). Über die Krankheit selbst wissen wir selbst heute nicht viel, vor allem nicht, welche Krankheit beziehungsweise welcher Erreger ihr zugrunde lag. Aber es gab wohl im ganzen Mittelmeerraum viele Tote, so auch in Ägypten.

Das Licht der Wissenschaft ist noch nicht auf diese Frage gefallen. Aber Licht ist ein gutes Stichwort, denn der Leuchtturm von Norderney hat unterhalb seiner Laterne eine Zuschauergalerie, die man über 252 Stufen erreicht. Es ist bestimmt ein schöner Ausblick von dort oben (und ich mag Leuchttürme, auch wenn ich noch nie auf oder in einem Leuchtturm war).

Zum Licht gehört das Dunkel – die französische Grotte de la Cocalière erreicht man über 252 Stufen. Die Bilder der Grotte sind durchaus beeindruckend – solche Orte besichtige ich gerne!

Und wenn man dann schon in Frankreich ist, dann kann man natürlich auch „in der Nähe“ etwas von den 252 Rezepten aus der Sonnenküche zwischen Provence und Languedoc probieren. Ich finde es übrigens faszinierend, dass es so viele Kochbücher mit unterschiedlichen Anzahlen von Rezepten gibt. Ich hätte eher auf Bücher mit 100, 150 oder 200 Rezepten getippt (das ist vermutlich auch in der Mehrzahl der Bücher so und meine Funde sind die skurrilen Ausreisser).

Ob Kafka in seinen 252 Briefen aus der Zeit von 1918 bis 1920 wohl etwas über kulinarische Genüsse schreibt? Das wären dann wohl vegetarische Genüsse gewesen, da Kafka Vegetarier war. Etwas mehr über die kulinarischen Aspekte seines Lebens kann man hier finden. Übrigens schließt sich hier ein Bogen zum ersten Beitrag dieses Tages, denn Kafka erkrankte 1918 unglücklicherweise an der spanischen Grippe.

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen leuchtenden und wohlschmeckenden Abend.

251

Die 251.
Wieder mal eine harte Nuss. Ich sammle ja alles, was ich zwischendurch mal finde und in meiner Sammlung stand – genau – NICHTS. Gar nichts.
Aber gut, ich habe dann doch noch etwas gefunden.

In den letzten Jahren war ich zumindest gelegentlich in Hamburg. Manchmal nur kurz, manchmal ein paar Tage. Immer habe ich dann versucht, etwas mir noch nicht Bekanntes in dieser Stadt zu entdecken. Das Buch über die Architektur in Hamburg seit 1900 mit 251 bemerkenswerten Bauten würde mich tatsächlich interessieren, um – falls ich noch einmal dorthin komme – wieder Neues zu entdecken.

251 Kilometer lang ist der Lahntal-Radweg. Ich persönlich würde einzelne Strecken dieses Weges eher zu Fuß entlang wandern, trotzdem finde ich die Strecke interessant. Einzelne Städte auf dem Weg habe ich schon einmal im Rahmen von Tagesausflügen besucht, aber bestimmt gibt es mit dem Buch noch mehr zu entdecken. Mehr über den ganzen Lahntalradweg kann man auch hier finden.

Die Außentreppe der Walhalla an der Donau soll 251 Stufen haben – insgesamt sind es natürlich mehr. Ein Ort, wo ich noch nicht war und der mich bisher auch noch nicht so angezogen hat.

Lieber 251 Treppenstufen als 251 überraschende Tatsachen über Mathematik. Zumindest vermute ich, dass ich mit der Treppe besser zurecht komme.

Interessant finde ich das Buch mit den 251 Berufsideen für schüchterne Menschen. Ein für mich neuer Ansatz zu dem Thema Berufswahl.

Am überraschendsten fand ich allerdings das Buch mit den 251 italienischsprachigen Auberginenrezepten, das sogar Desserts mit Auberginen enthalten soll. Das könnte mich tatsächlich reizen, auch wenn ich mir das konkret noch nicht vorstellen kann….

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen schönen und genußreichen Abend.

250

Die 250.
Wieder eine runde Zahl und was für eine. Ich bin wirklich stolz, es bis hierhin geschafft zu haben! An manchen Tagen (oder besser Abenden) fiel es mir leicht, an ein paar Abenden habe ich aber auch ziemlich mit mir (und mit den manchmal wenigen Funden) gerungen.

Ob das der erste „Reiseführer“ der Welt war? Schon um 250 vor Christus verfaßte Philon von Byzanz eine Art Reiseführer über die sieben Weltwunder der Antike. Übrigens war Philon auch in anderen Bereichen aktiv – so entwickelte er (wohl ebenfalls um 250 vor Christus) den sogenannten Polybolos weiter und stellte wohl auch (ebenfalls um diese Zeit) eine Art „stumme Dienerin“ vor, deren Nachbau man sogar in einer Ausstellung im DASA in Dortmund betrachten konnte.

Ungefähr 250 nach Christus entstand das sogenannte Bartholomäusevangelium. Eine kurze Zusammenfassung des Inhalts findet man hier. Ich muß zugeben, dass ich von diesem Evangelium vor meiner Suche noch nie etwas gehört hatte. Ein spannendes Thema!

Im Jahr 250 brach im Römischen Reich die Cyprianische Pest aus – eine Pandemie, die 252 von Cyprian beschrieben wurde und deshalb später nach ihm benannt wurde. Bis heute weiß man nicht, welche Krankheit beziehungsweise welcher Erreger tatsächlich hinter dieser Bezeichnung steckte.

250 Stufen hat wohl die wunderschöne und vom Künstler Jorge Selaron gestaltete Treppe „Escadaria Selaron“ in Rio. Die Bilder gefallen mir sehr!

Wahrheit oder Pflicht? Die Frage ist schon irgendwie gemein und mit 250 interessanten Fragen kann man dieses Spiel (wenn man denn möchte) noch besser spielen.

Und wenn man lieber alleine ein bißchen lesen möchte, dann fällt mir noch das Buch mit afro-amerikanischer Poesie von 250 Autorinnen und Autoren zu 250 Jahren Kampf ein. Bestimmt eine sehr interessante Auswahl!

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen friedlichen und ruhigen Abend.

249

Die 249.
Ebenso wie gestern die 248 erst einmal eine „harte Nuss“. Aber glücklicherweise habe ich dann doch etwas gefunden.

Da gibt es zum einen das Stichwort HO 249. Dahinter versteckt sich eine astronomische Navigation. In Zeiten von GPS wird astronomische Navigation eher im Notfall verwendet (zum Beispiel wohl wenn die Elektronik komplett ausgefallen ist) und dann ist es gut zu wissen, das man mit Hilfe von Gestirnsbeobachtungen den eigenen Standort bestimmen kann (einfach ist das sicherlich nicht, ich habe nur die Einleitung gelesen, aber spannend!).

Ob Conan Doyle derartige Methoden zur Standortbestimmung kannte? Er hat jedenfalls die Geschichte Lot No. 249 geschrieben, eine Art „Schauergeschichte“, in der es unter anderem um eine Mumie geht. Das werde ich mir – schon aus Interesse an Conan Doyle – sicherlich irgendwann mal durchlesen.

Zur Zeit von Conan Doyle interessierten sich viele Menschen für Ägypten. Natürlich sind zu dieser Zeit nur wenige Menschen persönlich dort hingereist. In der heutigen Zeit haben (oder zumindest hatten) viel mehr Menschen die Gelegenheit, fremde Länder zu besuchen. Dabei stellt sich die spannende Frage, ob beziehungsweise welche Länder man an den Flaggen erkennen kann. Auch dazu gibt es – natürlich – ein Buch.

Überhaupt Schreiben – es gibt eine interessante Liste mit 249 starken Verben, die Texte „besser“ machen. Leider „nur“ in englischer Sprache und ich finde es spannend, dass ich zwar einen relativ großen Teil dieser Verben „kenne“, aber nur wenige davon überhaupt aktiv einsetze.

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen sternenreichen Abend.

248

Die 248.
Rom feiert. 1000 Jahre Rom. Wobei Rom wohl im Jahr 753 vor Christus gegründet wurde, gefeiert wurde aber anscheinend im Jahr 248 nach Christus, da in diesem Jahr das elfte Jahrhundert begann. Kaiser Philippus, der auch Philippus der Araber genannt wird, sorgt für diese Feierlichkeiten. Es sind tagelange Feierlichkeiten.

Doch der Schein trügt in einem gewissen Sinn. Noch im selben Jahr wird es unruhig, Jahre der Krise beginnen. Über diese Krise – die bis 260 dauerte – gibt es auch ein Buch. Das ist tatsächlich ein Buch, das mich thematisch sehr interessiert!

Als Rom noch sehr jung war, lebte Äsop, der uns heute noch als Fabeldichter bekannt ist. Tatsächlich habe ich ein französischsprachiges Buch mit 248 Fabeln von Äsop gefunden und zwar wohl die 248 Fabeln, die Jean de la Fontaine sich bei Äsop „ausgeliehen“ hat. . Ein schöner Fund!

Ähnlich kurz aber ganz anders sind die 248 Short Thrills – „Tödliche Stiche“. Nicht uninteressant!

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen Abend mit guten Geschichten.

247

Die 247.
Heute also: die Geburt von Hannibal. Es ist nicht ganz klar, ob er 247 vor Christus oder 246 vor Christus geboren wurde. Aber in den meisten Quellen, die ich nachgelesen habe, steht die Zahl 247. Deshalb heute und hier. Ich habe Hannibal vor allem immer mit der Überquerung der Alpen mit Elefanten in Verbindung gebracht (was ja auch richtig ist), tatsächlich gibt es mehr zu entdecken. Zwei interessante Quellen daher hier und hier und hier auch noch zum Ausspruch „Hannibal ante portas“ (eine Redewendung, die wir mit anderen Namen aus der heutigen Zeit kennen….).

Die Alpenüberquerung mit den Elefanten war ja schon sehr innovativ. Ähnlich innovativ und bahnbrechend war im Jahr 1933 vermutlich auch die Boeing 247. Mehr über die Geschichte erfährt man hier. Schon spannend!

Anders spannend (und definitiv nichts für mich) ist der Horrorfilm 247°F. Interessant finde ich vor allem, dass er in Georgien gedreht wurde (aber ich werde ihn mir trotzdem nicht anschauen).

Die 247 steht interessanterweise auch stark für Spiele – das hängt wohl mit dem Gedanken 24/7 – also 24 Stunden an allen 7 Tagen zusammen. Es gibt einzelne Spiele mit diesem Titel, aber auch ganze Plattformen.

Für mich dann lieber die spielerisch leichte Musik von Mozart, zum Beispiel in der 1. Lodronischen Nachtmusik, KV 247.

Damit wünsche ich Euch und Ihnen einen spielerisch leichten und vergnügten Abend.

R: „Ascher Levys Sehnsucht nach Deutschland“ von Roman Frister

Eine der August-Aufgaben der Bookloverchallenge lautete „Lies ein Buch in dem jemand stirbt oder gestorben ist“. Plötzlich hatte ich – selbst für den konkreten Monat – zuviele Bücher zur Auswahl. Lange habe ich überlegt, ob ich „Eine Nacht in Lissabon“ von Remarque oder das Buch „Ascher Levys Sehnsucht nach Deutschland“ von Roman Frister auswähle. In beiden gehört der Tod „dazu“ – ist untrennbar mit der Geschichte im Buch verbunden. Das Buch von Remarque ist sehr ergreifend (so steht es auch im Text zum Buch), aber es ist zum einen ziemlich bekannt und zeigt nur einen kleinen zeitlichen Ausschnitt. Deshalb habe ich mich entschieden, das Buch von Roman Frister hier vorzustellen.

In einem Pappkoffer auf einem Flohmarkt in Jaffa findet der Autor des Buches viele Briefe, Fotos und persönliche Dokumente von fünf Generation der Familie Levy. Er recherchiert die Geschichte der Familie und zeichnet sie in diesem Buch nach – von den Anfängen bis zum Ende der Geschichte in Deutschland.

Die Geschichte beginnt mit dem Vater von Ascher Levy – aber eigentlich begleitet das Buch Ascher Levy beim Aufbau seines Unternehmens und seiner Familie. Aacher Levy sieht im Gegensatz zu den Menschen um ihn herum keinen Widerspruch zwischen Religion und Nationalität. Er ist jüdisch und er legt großen Wert auf seinen Glauben und die damit verbundenen Traditionen. Gleichzeitig ist er deutsch und möchte als erfolgreicher deutscher Unternehmer und Bürger in seiner Heimatstadt auch so gesehen und behandelt werden. Ein sehr verständlicher Wunsch.

Zwei Söhne hat Ascher Levy – einer von beiden wird das Unternehmen wiederum erfolgreich weiterführen. Beide Söhne haben Kinder. Die Familie wird größer, die Einstellungen (auch zum Thema Religion) ändern sich, die Zeiten ändern sich. Die Enkelkinder von Ascher Levy und ihre Kinder sehen sich der Verfolgung in Deutschland ausgesetzt. Während Ascher Levy in hohem Alter in der Familie starb, ist das bei seinen Kindern und Enkelkindern nicht immer der Fall.
Die Geschichten der einzelnen Familienmitglieder werden bis zu ihrem jeweiligen Ende erzählt. Einige sterben vorzeitig, andere sind rechtzeitig geflohen und überleben.

Liebe zu Büchern?

Die Schreibaufgabe für August in der Bookloverchallenge hat das Thema „Liebe zu Büchern“. Interessanterweise hat das bei mir die Frage ausgelöst, was ich eigentlich liebe – das Buch als (körperlichen) Gegenstand oder das Lesen an sich (als Art der Nutzung von Büchern). Schuld an diesem Gedanken ist Umberto Eco oder konkreter sein Buch „Die Kunst des Bücherliebens“.
Ein sehr interessantes Buch, das gut zu dieser Aufgabe passt (wobei ich es gerade erst angefangen habe).

Ich mag Bücher. Sehr sogar. Ich habe eigentlich immer mindestens ein Buch dabei, Ausnahmen sind nur lurze Spaziergänge „um den Block“, wenn ich nicht einmal eine kleine Tasche dabei habe.

Ich liebe Buchhandlungen, wobei ich in den letzten Jahren bedingt durch die Pandemie und die Tatsache, dass ich noch sehr viele ungelesene Bücher besitze, weniger Bücher gekauft habe. Zeiten großer Unsicherheit sind nicht unbedingt gute Buchkaufzeiten, manchmal (so zum Beispiel am Anfang der Pandemie) auch keine guten Lesezeiten. Grundsätzlich bevorzuge ich den persönlichen Besuch in einer Buchhandlung. Meistens suche ich gar kein konkretes Buch, sondern lasse mich inspirieren. Ich flaniere also langsam an den Büchern vorbei, ziehe hier unnd dort mal eines aus dem Regal, lese den Kurztext hinten und warte darauf, dass die richtigen Bücher mich finden. Vor Ort klappt das sehr gut – es ist so als ob die Bücher mich rufen. Online entsteht diese besondere Verbindung nicht (oder nur sehr selten).

Das gekaufte Buch landet dann meist erst einmal in einem Regal oder auf einem Stapel. Es ist wegen seines Inhalts wichtig, den ich – wenn irgendwann der richtige Zeitpunkt kommt – lesen und (soweit passend) genießen werde. Erstausausgaben, signierte Bücher – all das ist mir nicht wichtig, allein der Inhalt zählt!

Deshalb ist es wohl eher Leseliebe als Bücherliebe. Lesen als Möglichkeit des Gesprächs mit Abwesenden – ein Aspekt, den Eco in seinem Buch erwähnt und den ich sehr wichtig finde. In meinem Leben gibt es keine „Anwesenden“, das Lesen von Büchern ist für mich die einzige Möglichkeit des Dialogs. Ich betrachte und verfolge mit dem Lesen des Buches die Gedanken und das Leben anderer Menschen, ohne sie zu stören und ohne abgelehnt werden zu können. Vielmehr kann ich „gehen“, also das Buch zur Seite legen, wenn es nicht oder nicht mehr passt. Und auch wenn ich gehe, kann ich das Buch und die Geschichte/den Inhalt weiter mit mir tragen. Es ist dann eine Verbindung entstanden und gelegentlich greife ich dann nach dem Buch und blättere darin. Eine Art von Freundschaft zum Buchinhalt….

Das Lesen von Büchern ist wohl meine persönliche Art der Buchleseliebe!

R: „Kein Zurück für Sophie W.“ von Katharina Zimmermann

Ein Buch, in dem Schwestern oder Freundinnen die Hauptrolle spielen. Eine gar nicht so einfache Aufgabe. Zwar gibt es in vielen Büchern, die ich lese Schwestern oder Freundinnen, aber sie haben meistens wenig Bedeutung für die Geschichte. Also für das, was sich im Buch tatsächlich ereignet. Einen Moment habe ich im August darüber nachgedacht, ob ein Buch von Dorothy Richardson in Frage kommt. Aber auch da sind Schwestern und Freundinnen zwar präsent, aber nicht so wirklich wichtig. Dann fiel mein Blick irgendwann auf das Buch Kein Zurück für Sophie W. von Katharina Zimmermann.

Um die Jahreswende herum habe ich meine Regale und Bücherstapel relativ intensiv aufgeräumt. Dabei fiel mir auch dieses bislang ungelesene Buch in die Hände. Ich weiß nicht mehr wann und warum ich es gekauft habe. Ich weiß nur, dass ich es noch nicht gelesen hatte. Irgendwann im Frühjahr habe ich angefangen, den größten Teil des Buches habe ich tatsächlich im August gelesen.

Eine junge Frau hört den Namen einer Verwandten, die ihr bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt ist. Sie sucht nach der Geschichte dieser ihr unbekannten Verwandten, die von allen verschwiegen wurde, nach Sophie.

Eine Schweizer Familie in einem Dorf vor etwa 150 Jahren. Die Rüdli-Eltern und vier Kinder – Sophie, Johanna, Rosa und Samuel. Sophie ist die älteste Tochter – klug, geschickt und fleißig. Nach Abschluß der Schule im Dorf im Berner Oberland wird Sophie von den Eltern in die französischsprachige Schweiz geschickt, um dort ihren Schulabschluß auch noch in französischer Sprache zu machen. Danach wird sie Schneiderin – eine richtig gute sogar. Zuhause im Dorf wird ihre Schwester Rosa krank, der Bruder stirbt. Sophie kommt zurück ins Dorf. Der junge Lehrer Göpf verliebt sich in sie. Sie mag ihn auch – aber eigentlich hätte ihre Schwester Johanna besser zu ihm gepasst – das findet zumindest Johanna. Ein Keil zwischen den beiden Schwestern.

Nach der Hochzeit zieht Sophie mit Göpf in sein Dorf – relativ weit weg von den Eltern. Sie arbeitet in der Bäckerei der Familie von Göpf – auch da sehr erfolgreich. Und sie bekommt drei Kinder. Viel Arbeit, wenig Freizeit, wenig Anerkennung oder Freude. Dann fängt ein junger Bäcker in der Bäckerei an. Walder, so heißt der junge Bäcker, mag die schon ältere Sophie. Sehr sogar. Sie ist geschmeichelt und trifft sich einmal privat mit ihm an einem See. Und wird gesehen.

Plötzlich sind alle gegen sie, auch ihre Schwestern. Es ist als ob eine Lawine den Berg herunter kommt. Nichts, was sie versucht, kann noch irgendetwas „retten“….

Ich fand das Buch einerseits sehr interessant, andererseits war es mir fremd, weil die Folgen eines „Fehltritts“ so gravierend waren. Für Sophie war es ein Leben ohne „Happy End“, einfach nur mit viel Arbeit. Und dass sie so sehr verschwiegen und abgelehnt wurde fand ich sehr traurig. Gleichzeitig fand ich es spannend, eine Geschichte aus der Schweiz und über die Anfänge des Tourismus (das führt zum Erfolg der Bäckerei) zu lesen.
Es ist vor allem ein Buch, in dem die Schwestern in ihrem Umgang mit Sophie, eine große Rolle spielen.