Das Jahr 2019 ist fast vorbei. Nur noch ein Tag und ein paar Stunden, dann liegt ein Jahr hinter mir, auf das ich mich eigentlich gefreut hatte und das nach 2017 und 2018 anders verlief, als ich es damals gedacht hatte (damals konnte ich noch „gehofft“ sagen). Die kurze Zusammenfassung meines persönliches Jahres (es geht mir nur um die private Ebene): kaum Menschen, viel Kultur.
Es gab in jedem Monat ein paar „Highlights“ und die möchte ich kurz zusammenfassen.
Januar 2019
Der Höhepunkt des Monats Januar war mein Besuch der Museumsnacht in Basel und auch die Lesezeit auf der Zugfahrt nach und von Basel. Basel selbst hat mir als Stadt gut gefallen, ich habe schöne alte Ecken entdeckt und während der Museumsnacht spannende Dinge erlebt und gehört. Besonders im Münster habe ich viel Zeit verbracht – ein Ort, der mich sehr angesprochen hat.
Auf der Rückfahrt von Basel habe ich – endlich – das Buch von Arnold Retzer gelesen – Miese Stimmung – Eine Streitschrift gegen positives Denken. Es war eine gute Zuglektüre und ein guter Zeitpunkt für diese Lektüre. Mir ist damals klar geworden, daß „Hoffnungslosigkeit“ durchaus sinnvoll sein kann, nämlich da, wo Hoffnung (zum Beispiel die Hoffnung auf menschliche Nähe und auf Beziehungen zu Menschen) einfach Selbstbetrug wäre. Das Lesen hat mir erlaubt, mich von dem Gedanken „Du mußt es nur immer wieder probieren, dann wird es irgendwann gut“ zu entfernen und Treffen/Verabredungen mit Menschen einfach abzulehnen. Das hat es mir letzten Endes auch leichter gemacht, die kleinen Verletzungen und Ablehnungen des Jahres 2019 besser zu überstehen.
Februar 2019
Ich könnte einfach „Düsseldorf“ schreiben. Ich habe im Februar und auch im März unwahrscheinlich viel Zeit in Düsseldorf im Theater verbracht, viele wunderbare Aufführungen gesehen und auch viel gelesen, um auf diese Aufführungen vorbereitet zu sein. Es war wunderbar, daß es so viele unterschiedliche und interessante Aufführungen gab – ich habe das sehr genossen!
März 2019
Von Düsseldorf nach Essen ….. In einem Pausengespräch im Central in Düsseldorf hörte ich zufällig jemanden über „Biographie. Ein Spiel“ von Max Frisch sprechen und wie der Zufall es wollte, wurde dieses Stück im März in Essen gespielt. Ein spannender Text und eine sehr gelungene Aufführung. Die Frage, ob beziehungsweise was ich in meinem Leben ändern würde, ist schon sehr spannend. Vielleicht würde ich mich einfach eher von den Menschen zurückziehen, um weniger Verletzungen und Ablehnungen zu erleiden…….
April 2019
Der April brachte einen schönen Jahrestag (Erinnerung an meine Mutter), viele schöne Spaziergänge und Wanderungen und einen Kurzurlaub mit viel Bewegung an der Ostsee/in Lübeck mit Ausflug nach Hamburg (wo ich sowohl die Alster umrundete als auch das Theater besuchte). Es waren nur wenige Tage, aber sie haben meiner Seele gut getan – auch weil es an diese Orte viele schöne Erinnerungen an die Zeit mit meiner Mutter gibt.
Mai 2019
Das bewegendste Erlebnis hatte ich direkt am 1. Mai – ich folgte einem Pilgerrundweg in Lübeck, bei dem ich auch „Sorgensteine“ sammeln und ins Wasser werfen „durfte“. Es war eine merkwürdige Erfahrung.
Heiterer waren dann die Museumsnächte in Frankfurt, Hamburg und Bremen – jede anders, aber immer mit schönen Konzerten und Ausstellungen.
Juni 2019
Das Stichwort des Monats Juni war „Shakespeare“ – in Neuss und in Berlin. Das Wetter war sommerlich warm, sonnig und trocken und so konnte ich in Berlin (während ich wegen einer Konferenz dort war) zwei Open-Air-Aufführungen erleben. Die Aufführung von „Romeo und Julia“ in Berlin-Charlottenburg hat mich sehr begeistert. Und in Neuss habe ich natürlich auch einige Vorstellungen gesehen …..
Es war gleichzeitig auch der Zeitpunkt eines traurigen Jahrestages und mir ist in den Tagen rund um diesen „Jahrestag“ sehr bewußt geworden, daß Twitter für mich persönlich nicht paßt.
Juli 2019
In meiner Erinnerung vermischen sich im Juli die Blaubeeren mit den Sommerkonzerten in der Neanderkirche in Düsseldorf. Beides wunderbar, beides genußvoll und ja, ein paar Sternschnuppen gab es auch (wobei ich mir nichts gewünscht habe).
August 2019
Ich war etwas traurig, daß es dieses Jahr keine Feigenernte gab – aber nach der Rekordernte 2018 war das nicht so schlimm (ein paar reife Feigen konnte ich immerhin im Oktober ernten – ungewöhnlich spät). Ansonsten war es ein schwieriger Monat, ohne daß es konkret irgendwelche negativen Ereignisse gab.
September 2019
Aus beruflichen Gründen (Konferenzbesuch) war ich ein paar Tage in Bremen. Durch Zufall entdeckte ich das Konzert der Hamburger Ratsmusik in Verbindung mit einer Zweig-Lesung (Magellan) im Bremer Übersee-Museum. Eine wunderbare Veranstaltung mit schöner Musik und einem sehr inspirierenden Text von Stefan Zweig. Am Samstag konnte ich mir dann noch einen wunderbaren Nachmittagsspaziergang durch den Bremer Bürgerpark gönnen. Es war so wunderbar warm und sonnig, daß ich zwischendurch auf einer Caféterrasse ein Stück Torte genießen konnte. Eine schöne Erinnerung an Bremen und ein sehr positiver Aspekt in einem ansonsten schwierigen Monat.
Oktober 2019
Im Oktober hatten sich manche Wogen geglättet, es war auch beruflich eine gewisse „Ruhe“ eingekehrt. So konnte ich mir den Besuch des 24h-Stunden-Theaters in Berlin gönnen (danke für den Hinweis an @finenschnabel). Freitagabend, Samstagmorgen und Samstagabend war ich also damit beschäftigt, das „Live-Entstehen“ eines nur einmal gespielten Theaterstücks zu verfolgen. Am Samstag tagsüber habe ich die Ausstellung in der ehemaligen Stasi-Zentrale besucht. Es war ein kalter (aber sonniger) Tag und ich habe mir sehr viel Zeit für die Dauerausstellung im Hof genommen. Es war gut verbrachte Zeit und ich habe sehr viel über die Zeit bis November 1989 gelernt, was ich vorher nicht wußte. Gleichzeitig fand ich es erschreckend, wieviel ich von dieser Zeit nicht wußte (obwohl ich durchaus regelmäßig Zeitungen gelesen und Nachrichten geschaut habe). Am Sonntagvormittag bin ich dann – passend zum Samstagsthema – den Mauerweg entlang gelaufen. Was nicht geplant war – daß ich dabei unzählige Friedhöfe und sogar das Grab von Fontane entdeckte (und mich einem Gespräch mit einem alten Deutschlehrer zum Thema Fontane stellen mußte).
Sehr schön waren auch der geschenkte Besuch in der Theaterkantine sowie die Theatervorstellung „Die Pest“ in Moers (wo das Publikum etwas „unfreiwillig“ mitspielen mußte).
November 2019
Beruflich ein sehr voller und fordernder Monat, gleichzeitig der Monat in dem ich versucht habe, Haus und Garten für den Winter und die Weihnachtsfeiertage vorzubereiten. Es war viel Arbeit und ich bin wenig zum Lesen gekommen. Etwas Theater ging natürlich trotzdem. Enttäuscht hat mich die Lesung mit Narvid Kermani in Düsseldorf – nicht wegen der Texte, sondern weil er sich darüber beklagte, daß Menschen Social Media ohne Angabe ihres echten Namens nutzen. Schön war dann die Ballettaufführung „Dornröschen“ in Essen und besonders Spaß hat es mir gemacht, die Adventskarten zu schreiben und zu verschicken (auch wenn ich bei einigen nicht weiß, ob sie überhaupt angekommen sind). Ich mag solche Überraschungen!
Der November war gleichzeitig der Zeitpunkt, in dem ich mich sehr stark von Twitter zurückgezogen habe. Ich habe zwar noch über eine Konferenz und ein Social-Media-Treffen (Humboldt-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin) getwittert, aber nichts Persönliches mehr berichtet. Es paßt letztlich zu meiner Einschätzung vom Juni. Ich fühle mich nicht zugehörig und es ist irgendwie auch nicht wichtig, etwas aus meinem Leben zu erzählen. Genausogut könnte ich im Bus laute Selbstgespräche führen (was ich bisher jedenfalls nicht getan habe). Ich werde den Account nicht löschen, aber ich nutze ihn derzeit nicht wirklich (außer für fachliche Themen).
Dezember 2019
Viel Musik, viel Genuß (auch kulinarischer Art), viel Ruhe über die Feiertage und viel Zeit zum Lesen. Der Dezember war bis zum 20. Dezember „gut gefüllt“, danach kam dann der Genußteil mit einem schwungvollen und fröhlichen Weihnachtsoratorium in Essen-Werden, Hänsel und Gretel und Nußknacker im Aalto-Theater in Essen. Es fällt mir immer noch schwer, manche Weihnachtslieder mitzusingen – die Erinnerung an meine Mutter ist manchmal zu präsent – aber es war schön, daß ich Heiligabend im Weihnachtsgottesdienst war (in meiner Konfirmationskirche) und ein paar Tage zuvor beim offenen Singen in der Neanderkirche in Düsseldorf. Weihnachten war und ist für mich ein Fest der schönen Erinnerungen und der vielen Genüsse – genau das konnte ich dieses Jahr erleben.
Und morgen? Einkaufen, kochen, ein entspannendes Bad und dann lesen, essen und Musik genießen!