Am Montag, dem 11. September, hatte meine Mutter ihren ersten Lymphdrainagetermin bei einer Physiotherapiepraxis in der Nähe. Leider gab/gibt es keine gute Busverbindung dahin und meine Mutter wollte ohnehin lieber laufen. Weil sie aber sehr schwach war durfte ich sie begleiten und auch wieder abholen (zu Fuß, später habe ich das gelegentlich auch mit dem Auto gemacht). Mir schossen die Tränen in die Augen, als ich sah, wie schwach sie innerhalb weniger Tage geworden war. Sie merkte das, sah mich an und sagte „Weine nicht“. Das fiel mir in der Situation natürlich sehr schwer – aber ich habe mich bis zu ihrem Tod bemüht, nicht in ihrem Beisein zu weinen. Wenn ich die Tränen gar nicht zurückhalten konnte, bin ich kurz aus dem Zimmer gegangen, habe für mich alleine geweint und bin dann wieder zu ihr gegangen.
Die Lymphdrainage half ihr jedenfalls gegen die immer stärker zunehmenden Ödeme im rechten Arm, so konnte (zusammen mit dem Armstrumpf) relativ lange den Arm und die Hand noch normal nutzen.
Monat: November 2018
Nach Heidelberg oder nicht?
Monate vorher hatte ich mich für die Teilnahme an einer Konferenz in Heidelberg angemeldet. Und plötzlich stand ich da und wußte nicht, ob ich fahren sollte oder nicht. Ich habe meine Mutter gefragt, was ihr lieber wäre. „Fahr“ hat sie gesagt und das ernst gemeint, denn es ging ihr immer noch relativ gut. Kurz vor meiner Reise haben wir noch gemeinsam die alte Spüle in der Küche abgebaut, die neue Spüle wurde an meinem Reisetag aufgebaut und angeschlossen. Dann habe ich vorgekocht (Bohnensuppe, die mochte meine Mutter sehr gerne) – weil meine Mutter das Kochen mittlerweile sehr anstrengend fand – und meine Sachen zusammengesucht. Als ich mich verabschiedet habe, kniete meine Mutter putzend vor beziehungsweise unter dem Sofa. Ich hatte bei dem Anblick keine Bedenken, sie alleine zu lassen.
Als wir am nächsten Morgen telefonierten, war ihre Stimme ziemlich schwach und das Sprechen strengte sie sehr an. Wir haben daher (das war ihr Wunsch) nur kurz telefoniert. Am nächsten Morgen war ihre Stimme noch schwächer. Es war schlimm. Trotzdem blieb ich (mit schlechtem Gewissen) in Heidelberg. Warum? Weil mir die Fortbildung wichtig war, weil sie nicht wollte, daß ich früher zurückkomme und weil ich ihr ohnehin nicht hätte helfen können.
Als ich am Sonntag gegen Abend nach Hause kam, war sie ziemlich schwach und konnte kaum sprechen. Die Veränderung von Mittwoch zu Sonntag war unglaublich. Vermutlich wäre mir das zuhause gar nicht so sehr aufgefallen….