Der Buchstabe J ist als Anfangsbuchstabe des Vornamens bei den Autorinnen und Autoren, die sich in meinen Bücherregalen und Bücherstapeln befinden, außerordentlich beliebt. Kein Moment, wo ich nicht auf einen Vornamen stoße, der mit „J“ beginnt. Ich habe also eine große Auswahl und damit auch die Qual der Wahl. Gewonnen haben schließlich Johan, Jesse und Jorge und „gewinnen“ paßt thematisch sehr gut zu den Büchern dieser Autoren.
Beginnen möchte ich mich Johan Huizinga und seinem Buch „Homo Ludens“. Inwieweit gehört Spielen eigentlich zu unserem Leben und zu unserem Menschsein dazu? Das ist aus meiner Sicht eine spannende Frage. Ich glaube ja, daß man vieles leichter lernen kann, wenn man spielerische Elemente nutzt. Aber Johan Huizinga geht in seinem Buch weiter – sogar viel weiter. Johan Huizinga definiert das Spiel anhand von einigen wesentlichen Kritierien: der Freiwilligkeit, der festgesetzten Grenzen von Raum und Zeit, der freiwilligen Annahme bindender Regeln, der Tatsache, daß das Spiel das Ziel in sich selber hat, das Vorhandensein von Spannung und Freude und dem Bewußtsein, daß gerade etwas anderes stattfindet als das gewöhnliche Leben. Interessanterweise nennt Johan Huizinga auch den amerikanischen Wahlkampf – als nationalen Wettstreit zwischen zwei Spielmannschaften – als ein Beispiel für ein politisches Spiel. Paßt dieser Gedanke (den Johan Huizinga schon in den 1930er Jahren formulierte) nicht sehr gut auf das, was sich dieses Jahr in den USA „abgespielt“ hat? Ging es Donald Trump vielleicht mehr um das Spiel und um das Gewinnen des Spiels als um die Inhalte?
Das Thema „Spiel“ hat mich dieses Jahr in vielerlei Hinsicht beschäftigt. Deshalb habe ich auch das Buch von Jesse Schell „Die Kunst des Game Designs“ gekauft und (zumindest teilweise) gelesen. Es geht mir nicht darum, ein Online- oder Videospiel zu entwickeln. Viel spannender finde ich, daß dieses Buch einen interdisziplinären Blick auf die Frage wirft, was ein Spiel ausmacht, welche Arten von Spielen und Spielern es gibt und wie man ein Spiel entwickelt. Jesse Schell nimmt ganz bewußt unterschiedliche Perspektiven ein und stellt damit Fragen, die für jedes Spiel und jede spielerische Herangehensweise von Bedeutung sind. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wie ich einzelne Gedanken in andere Bereiche integrieren kann. Mal sehen, ob beziehungsweise was aus diesen Gedanken wird.
Ich möchte diesen „verspielten“ Beitrag aber nicht ohne Jorge Bucay und seine wunderschöne Geschichte „Gesangswettbewerb“ aus dem Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ beenden. Ich will nicht verraten, wovon die Geschichte handelt und wie sie ausgeht – aber überraschend ist das Wettbewerbsergebnis schon. Eine irritierende und doch irgendwie schöne Überraschung, die mich aber auch immer wieder nachdenklich macht.
In diesem Sinne wünsche ich Euch/Ihnen einen nachdenklichen und auch spielerisch leichten 10. Dezember.