Attilio, Alain und Alison habe ich für diesen Tag ausgesucht – genauer Attilio Brilli mit seinem Buch „Als Reisen eine Kunst war“, Alain de Botton mit seinem Buch „Kunst des Reisens“ und Alison Kinney mit ihrem Buch „hood“.
Alle drei Bücher habe ich in Berlin entdeckt – auf einer Reise. Attilio Brilli und Alain de Botton fand ich nach meinem Besuch der Ausstellung „El Siglo de Oro“, Alison Kinney bei meinem (üblichen) Besuch in der Buchhandlung Dussmann. Zufällig gefunden und gekauft, verbindet diese Bücher und mein Empfinden des Jahres 2016 doch mehr als bloße Neugier und Leselust.
Wir reisen heute meistens mit einer gewissen Leichtigkeit und Schnelligkeit – auch wenn wir manchmal Sorgen und Ängste im Gepäck haben. Diese Leichtigkeit und Schnelligkeit ist einerseits sehr schön – das hat mir das Lesen von Attilio Brillis Buch sehr klar gemacht, andererseits nimmt sie uns vielleicht einen Teil des Reiseerlebnisses. Reisen war zur Zeit der „Grand Tour“ mühsam, teuer, anstrengend, unbequem und langwierig. Auf Strecken, die wir heute mit einem relativ kurzen Flug zurücklegen, waren Reisende damals oft Wochen unterwegs – Wind und Wetter (das ja auch im Sommer nicht immer nur gut ist) ausgesetzt. Attilio Brilli berichtet über übliche Reisewege, notwendige Vorbereitungen, Ausstattung und Garderobe, die Wirklichkeit „unterwegs“ und über die beginnende Reiseliteratur. Einerseits wirklich spannend, andererseits haben ich die Mühen des Reisens auf jeder Seite gespürt. Wie gut, daß wir heute leben!
Oder doch nicht? Alain de Botton stellt unsere Art des Reisens in Frage und plötzlich erscheint die Langsam- und Mühseligkeit der „Grand Tour“ von Attilio Brilli in einem anderen Licht. Was nehmen wir eigentlich wahr, wenn wir reisen? Inwieweit sind unsere Reisen durch unsere Erwartungen geprägt? Welche Bilder haben wir vor Augen – schon bevor wir abreisen? Alain de Botton vermengt seine eigenen Betrachtungen mit Beispielen aus Literatur, Kunst und Geschichte und erlaubt so faszinierende Einblicke und Gedanken. Was ich für mich aus diesem Buch mitgenommen habe: neugierig auf die kleinen Unterschiede und Besonderheiten „unterwegs“ zu achten.
Unterwegs ist das Stichwort, das mich zu Alison Kinney führt. Gerade im Winter ist das „Unterwegssein“ manchmal durchaus unangenehm. An Bushaltestellen und Bahnhöfen ist es oft kalt, das Warten auf (manchmal) verspätete Busse oder Züge fühlt sich dann besonders schlimm an. Gut, wenn man dann „passend“ bekleidet ist und zu passender Bekleidung gehört ziemlich oft eine „Kapuze“. Alison Kinney schildert in ihrem Buch die lange – durchaus auch unschöne und mit Gewalt verbundene – Geschichte der Kapuze. Nach der Lektüre des Buches hat die Kapuze jedenfalls ihre Harmlosigkeit verloren. Aber das muß nicht schlecht sein …..
In diesem Sinne wünsche ich Euch/Ihnen einen schönen ersten Dezember!