Die „zwei“ ist die Zahl der Paare, der Pole, der Zwiegespräche und des Dialogs – eine Zahl, zu der mir schneller interessante Bücher und Passagen einfielen als zur „eins“.
Was wäre schließlich die Weihnachtszeit ohne die berühmten biblischen Paare? Angefangen mit Adam und Eva über Abraham und Sara, Elisabeth und Zacharias zu Maria und Josef – sie alle begegnen uns nicht nur im kirchlichen Kontext, sondern auch in Kunst und Kultur, in Werken und in Anspielungen.
William Shakespeares Hamlet hat mich durch dieses Jahr begleitet – auch kein literarischer Ort der glücklichen Paare. Ophelia ertränkt sich; die Königin erfährt, daß ihr aktueller Ehemann den Vater von Hamlet ermordet hat und auch Rosenkranz und Güldenstern, die immer als Paar auftreten, nehmen kein gutes Ende. Es ist ein dauerndes Spiel zwischen Dialog und Konfrontation, zwischen dem Weghören und dem Hinhören.
Ja, wo Dialog stattfinden soll, da muß auch jemand zuhören. Das ist gar nicht so einfach, wie es oft erscheint. Hören wir dem anderen wirklich zu oder formulieren wir in Gedanken schon unsere (schnelle) Antwort? Ein Phänomen, das wir nicht nur in mündlichen Gesprächen erleben, sondern oft auch bei Diskussionen auf Twitter. Es braucht manchmal Zeit, Offenheit, Neugier und bewußtes Nachfragen, um herauszuhören, was der andere wirklich sagt. „Miteinander Denken – Das Geheimnis des Dialogs“ heißt ein mittlerweile vergriffenes Buch, das sich mit diesem Thema sehr anschaulich befaßt.
Dialoge lassen sich aber auch schriftlich führen. Zygmunt Bauman und David Lyon haben dies mit ihrem Gespräch über flüchtige Überwachung mit dem Buchtitel „Daten, Drohnen, Disziplin“ anschaulich vorgeführt. Von September bis November 2011 haben die Autoren per Email das Gespräch geführt, das schließlich zum Buch wurde. Ein Projekt, das wahrscheinlich sehr viel Disziplin erfordert – von beiden Gesprächspartnern. Es ist gar nicht so einfach, Gesprächsfäden in einer Email systematisch aufzugreifen und zu verfolgen. Ich fand das Gespräch sehr spannend – vielen thematischen Querverweisen muß ich noch nachgehen.
Aber was ist eigentlich, wenn der Gesprächspartner den Erwartungen so gar nicht entspricht? Was, wenn man einer Anzeige „Lehrer sucht Schüler“ folgt und statt einem menschlichen Lehrer einem (echten) Gorilla gegenübersitzt? Fiktion? Ja, sicherlich – aber gleichzeitig auch der Inhalt des Romans „Ishmael“ von Daniel Quinn. Ein Roman, der vieles in Frage stellt und das ist ja eigentlich gut, oder?
Bleibt noch der Widerspruch in uns selbst. Engelchen oder Teufelchen? Gut gelaunt oder schlecht gelaunt? Gut oder böse? Literarisch denke ich sofort an Jekyll und Hyde von Robert Louis Stevenson – eine Geschichte, die ich in diesem Jahr wiedergelesen habe – ein wirklich lesenswerter Klassiker!
Aber ist es wirklich so einfach, zwischen Tugenden und Lastern zu unterscheiden? Ist es besser überpünktlich als unpünktlich zu sein? Das ist eine Frage der Perspektive – und die „111 Tugenden, 111 Laster“ von Martin Seel – die den Untertitel „Eine philosophische Revue“ tragen – spielen genau mit diesem Aspekt. Nicht ist nur gut, nichts ist nur schlecht – alles ist eine Frage der Balance. Und das paßt wiederum perfekt zur Zahl „zwei“.
Ich wünsche Euch/Ihnen einen schönen 2. Dezember!