Eine – aus meiner Sicht positive – Veränderung gegenüber 2011 habe ich schon festgestellt – ich schreibe meine Beiträge nicht mehr in der allerletzten Minute. Es war letztes Jahr natürlich viel spannender, ob ich es wohl noch rechtzeitig schaffen würde, einen (guten) Beitrag zu schreiben – aber irgendwie hat es ja immer geklappt (manchmal buchstäblich auf den „letzten Drücker“). Ja, und dieses Jahr? Der vierte Dezember ist gerade 26 Minuten alt und schon sitze ich hier am Computer und schreibe an meinem Beitrag. Unglaublich, oder?
Gerade in der Adventszeit ist Zeit ein Thema. Einerseits bieten sich viele Möglichkeiten, allein oder gemeinsam mit anderen etwas zu genießen – die Wanderung durch den Winterwald, der Weihnachtsmarktbesuch, das gemütliche Kaffeetrinken. Andererseits wollen wir auch viel erledigen – einkaufen, aufräumen, putzen, die Feiertage vorbereiten. Manchmal scheint der Tag für die Aufgaben und Möglichkeiten nicht genug Stunden zu haben. Und dann?
Es ist manchmal schon schwierig, für sich selber herauszufinden und zu entscheiden, was wirklich wichtig ist – aber noch schwieriger wird es, wenn wir die Erwartungen anderer Menschen einbeziehen möchten (gefühlt manchmal auch „müssen“). Hat unsere Auswahl der Prioritäten vor den Augen anderer Menschen Bestand? Würden sie es nicht genau anders machen (zum Beispiel erst aufräumen, dann Winterwanderung oder Weihnachtsmarkt)? Und nun?
Ist Zeit, in der wir uns an den Erwartungen anderer Menschen orientieren, gut genutzte Zeit?
Hängt das nicht auch von den jeweiligen Menschen und deren Erwartungen ab? Und davon, ob es uns guttut, uns an diesen Erwartungen zu orientieren?
Wird unsere Zeit tatsächlich weniger, wenn wir uns die Zeit nehmen, etwas „Gutes“ zu tun?
Auf der Suche nach dieser Frage fand ich heute morgen das „Märchen von der geschenkten Zeit„. Eine schöne Geschichte, die ich Ihnen/Euch ans Herz legen möchte.
Für heute möchte ich Ihnen/Euch erst einmal eine gute Zeit wünschen – einen Tag, an dem Sie sich/Ihr Euch Zeit für die wichtigen Dinge nehmen könnt!
Monat: Dezember 2012
03.12.2012
Kulinarisch habe ich das erste Adventswochenende richtig genossen: Feuerzangenbowle auf dem Weihnachtsmarkt, Rosinenstuten, Gänsebraten und Stollen. Wer denkt da nicht an das sprichwörtliche „Schlaraffenland„. Irritierenderweise paßte meine Lektüre so gar nicht zu meinem Genußwochenende – oder vielleicht gerade? Gerade gestern habe ich nämlich das Kapitel über die Tugend der „Mässigung“ in dem Buch „Ermutigung zum unzeitgemäßgen Leben“ von André Comte-Sponville gelesen. Ein Lesezufall, denn das Buch liegt schon lange zum Lesen bereit und erst in den letzten Tagen habe ich damit angefangen. Nach den Tugenden der Höflichkeit, Treue und Klugheit schlug ich die Seite um und – gerade nach der Feuerzangenbowle auf dem Weihnachtsmarkt – stand dort „Die Mässigung“. Ein Fingerzeig? Eine Botschaft? Eine Einladung zum Nachdenken? Ja, das ganz bestimmt – obwohl der erste Satz des Kapitels eher beruhigend auf mich wirkte – sollte es doch bei dem Thema „Mässigung“ gerade nicht darum gehen, nicht oder möglichst wenig zu genießen. Ich konnte also (auch in Gedanken an den Gänsebraten) erleichtert aufatmen. Trotzdem hat mich dieser thematische Zufallsfund nachdenklich gemacht.
Was kann der Gedanke der Mässigung für meine Advents- und Weihnachtszeit bedeuten? Paßt er überhaupt zur Advents- und Weihnachtszeit? Oder erlaubt der Gedanke mir gerade, die Genüsse der Adventszeit in ihrer Vielfalt wahrzunehmen?
Eine schwierige Frage, die ich hier gar nicht beantworten möchte. Ich werde jedenfalls versuchen, die Adventszeit etwas bewußter zu genießen. Mal sehen, ob mir das gelingt!
Ihnen/Euch wünsche ich jedenfalls, daß die Adventszeit für Sie/Euch eine Zeit der schönen und bewußten Genüsse ist!
In diesem Sinne genieße ich jetzt meine Tasse Tee!
02.12.2012
Pünktlich zum 1. Advent bedeckt eine zarte Schneeschicht die Landschaft – eine faszinierend schöne winterweiße Landschaft grüßt mich draußen! Faszinierend schön, aber auch faszinierend anders! Besonders deutlich ist mir das bei einer Winterwanderung vor ein paar Jahren aufgefallen! Ein Weg, den ich gerne gehe, führt vom Wuppertaler Nordrand nach Neviges. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke ist eine Haltestelle der S-Bahn, die von Essen nach Wuppertal führt. Genau an dieser Haltestelle bin ich vor ein paar Jahren im Winter ausgestiegen, um durch die winterweiße Landschaft zurück nach Hause zu wandern. Zielsicher machte ich mich auf den Weg, doch kaum hatte ich die S-Bahn-Haltestelle verlassen, stand ich vor einer weiten weißen Winterlandschaft ohne Spur eines Weges. Weiter oben konnte ich den mir bekannten kleinen Wald sehen und dadurch „erahnen“, wo ich herauskommen mußte, aber der Weg an sich war nicht zu erkennen. Eine völlig neue Perspektive und eine spannende Aufgabe, die mir die schneebedeckte Landschaft damals bot.
Auch im Alltag ist es oft hilfreich, den Blickwinkel zu ändern, um neue Lösungswege zu finden. Aber oft fehlt uns die Zeit dafür und wir nehmen gar nicht mehr wahr, wie „erstarrt“ wir sind. Dann würden auch wir die „guten Geister“ brauchen, die Ebenezer Scrooge im Weihnachslied von Charles Dickens begleiten – eine wunderschöne Geschichte, die ich jedes Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit lese und genieße!
Ja, und was tun Sie/tut Ihr, um – immer mal wieder – die Perspektive zu ändern? Wer sind Ihre/Eure guten Geister, die Sie/Euch auf der Reise begleiten?
Ich wünsche Ihnen/Euch einen wunderschönen Adventssonntag und allzeit „gute Geister“ an Ihrer/Eurer Seite!
01.12.2012
Gerade habe ich mir – nach langer Zeit – mein Posting vom 01.12.2011 angeschaut. Es ist nur ein Jahr her, daß ich das Posting geschrieben habe und doch scheint so viel Zeit seitdem vergangen zu sein. Als ich letztes Jahr schrieb, daß mit der Adventszeit das Kirchenjahr beginnt, habe ich nicht nur mit Neugier und Freude auf die vor mir liegende Advents- und Weihnachtszeit geblickt, sondern auch voller Freude Neugier und Hoffnung auf das bald folgende Jahr 2012.
Das Jahr 2012 hat meine Geduld jedoch auf eine harte Probe gestellt und mir einige (durchaus schwierige) Herausforderungen in den Weg gelegt. Ich weiß noch nicht, ob ich diese Herausforderungen „gemeistert“ habe, aber ich arbeite daran und blicke jetzt voller Hoffnung, Neugier und Freude auf die diesjährige Adventszeit und das bald beginnende Jahr 2013.
Gerade weil vieles in diesem Jahr schwierig war (und noch ist), habe ich lange überlegt, ob ich mich nochmal an einen „Adventskalender“ wage. Aber irgendwann im Laufe des gestrigen Tages war mir dann klar, daß es vielleicht gerade jetzt wichtig ist, über „meine“ Adventszeit nachzudenken und diese Gedanken mit Ihnen/mit Euch zu teilen.
Epiktet hat vor sehr langer Zeit sehr schön gesagt, daß es nicht die Dinge selbst sind, die die Menschen beunruhigen, sondern die Meinungen darüber (hier – Ziffer 5). Auf den ersten Blick mag dieser Satz für die beginnende Adventszeit nicht ganz zu passen. Aber die Adventszeit an sich ist erst einmal „neutral“ und „inhaltlich leer“. Wir können (und müssen) die Zeit und den Begriff füllen – mit positiven Gedanken (wie z.B. Plätzchen, Kerzen, Adventskranz, Weihnachtsmarkt, Glühwein) oder mit negativen Gedanken (Einkaufsstress, Parkplatzsuche, Streit, zäher Weihnachtsbraten). Unser Blick auf die vor uns liegende Zeit bestimmt, wie wir diese Zeit wahrnehmen und was wir aus ihr machen. Dazu möchte ich Ihnen/Euch die Geschichte vom „Tempel der tausend Spiegel“ ans Herz legen.
Ich freue mich heute auf den zarten Duft von Tannenzweigen, Weihnachtsgebäck, Glühwein (und wohl auch auf den ersten Schnee). Und Sie/Ihr? Wohin blicken Sie/blickt Ihr?